Bandhas (aus dem Sanskrit = fesseln, binden, halten, Schloss, Siegel, Ventil) bezeichnen spezielle Körperverschlüsse, die wie ein Ventil die Energie im Körper halten, sie regulieren und leiten. Durch das Praktizieren der Bandhas in Verbindung mit Asanas und Atemübungen wird die Lebensenergie «Prana» kanalisiert.
Wie setzt man Bandhas?
Gesetzt werden Bandhas durch subtile Muskelkontraktionen, die man im Laufe der Übungspraxis immer feiner steuern kann. Wer in der Lage ist, seine Bandhas zu aktivieren, schützt den Beckenboden und die Bauchdecke. Gleichzeitig wird die Wirbelsäule aufgerichtet und gedehnt, sowie spezielle Muskelgruppen gekräftigt. Durch die Bandhas-Aktivierung wachsen Kraft und Körperbewusstsein. Zugleich beruhigt sich das vegetative Nervensystem, was die Konzentrationsfähigkeit erhöht.
Es gibt drei beziehungsweise vier Bandhas:
- Mula Bandha – den Wurzelverschluss
- Uddiyana Bandha – die Bauchkontraktion
- Jalandhara Bandha – den Halsverschluss
- Maha Bandha – das ist die Zusammenführung aller drei Bandhas
Mula Bandha – die Wurzelschleuse
Mula bedeutet auf Sanskrit «Wurzel». Mula Bandha wird durch die Kontraktion der Beckenbodenmuskulatur eingeleitet. Die Muskelanspannung entsteht zwischen dem Nabelpunkt, dem Geschlechtsorgan und dem After – dem Damm. Mit der Zeit entwickelt man ein immer feineres Gefühl für die Kontraktion der Dammmuskeln und hat nebenbei ein perfektes Beckenbodentraining. Was nicht nur für Frauen, sondern auch für Männer interessant ist: Die Aktivierung der Beckenbodenmuskulatur steigert die Potenz, da unter anderem die Durchblutung stark angeregt wird. Mula Bandha verleiht den Lendenwirbel Stabilität, vermeidet Fehlhaltungen im unteren Rücken und verhindert, dass das Becken nach hinten kippt und ein Hohlkreuz entsteht. Prana wird dadurch nach oben gezogen und gehalten.
Dieses Ventil ist sehr hilfreich bei Verdauungsproblemen, Beckenentzündungen und Hämorrhoiden. Auch bei Asthma, Bronchitis und Arthritis soll es für Linderung sorgen.
Uddiyana Bandha – die Bauchkontraktion
Uddiyana Bandha, das zweite Ventil, stabilisiert den mittleren und oberen Rücken. Auf diese Weise werden Fehlhaltungen im Brustwirbelbereich verhindert. Auf Sanskrit bedeutet Uddiyana «Emporfliegen». Um Uddiyana Bandha zu setzen, wird der untere Bauch in der Ausatmung nach innen und der Bauchnabel nach oben gezogen. Das Zwerchfell wird zum Brustkasten hochgezogen und die Bauchorgane zur Wirbelsäule hingezogen. Im Brustkorb entsteht ein leichtes Vakuum sowie ein Sog, der nach oben zieht. Das erzeugt eine gewisse Leichtigkeit. Anatomisch gesehen werden die schräge und quere Bauchmuskulatur dadurch leicht tonisiert.
Uddiyana Bandha regt das Verdauungsfeuer an, massiert die Bauchorgane, unterstützt den Rücken und lässt Trägheit und Anspannungen verschwinden. Man lernt, das Zwerchfell bewusst wahrzunehmen.
Jalandhara Bandha – der Halsverschluss
Jalandhara Bandha, das dritte Ventil, öffnet die Verbindung zwischen Herz und Kopf und streckt den Rücken bis hin zum Scheitelpunkt. Hebe das Brustbein und den Vorderteil des Brustkorbs möglichst hoch und lass die Schultern nach unten sinken. Aus dieser Haltung ziehe das Kinn leicht Richtung Brustbei, so das sich die Halswirbel und damit der ganze Rücken strecken. Der Nacken bleibt gedehnt und der Brustkorb gehoben, während das Bandah gehalten wird.
Maha Bandha – die Kombination
Setzt man alle drei Bandhas gleichzeitig ein, spricht man von der Aktivierung des Maha Bandha. Durch das Zusammenwirken der Bandhas entsteht Festigkeit im Rumpfbereich und eine Streckung der Wirbelsäule. Stabilität in der Körpermitte ist wichtig für die kraftvolle Körperarbeit. Die entstehende Länge in der Wirbelsäule vermindert den Druck auf die Bandscheiben beim Vorwärtsbeugen und verhindert ein mögliches Zusammenstossen der Dornfortsätze beim kraftvollen Rückbeugen.